10 Fragen an... > SASCHA WALLUS [Dimmer / TimeTools, Hannover]
Er gehört zu Hannover wie die Kröpcke Uhr, die Herrenhäuser Gärten oder die Eilenriede. Wir trafen Sascha Wallus, Produzent & DJ aus Hannover, und sprachen mit ihm über unsere geliebte Heimatstadt, die Szene und natürlich, wie könnte es anders sein, über Techno...01. Wenn Du die vergangenen zehn Jahre Revue passieren lässt, was kommt Dir dann zu Hannover in den Sinn?
Hannover hat schon viel durch gemacht was Partys, Clubs & Veranstaltung angeht. Von den riesigen Hanomag Partys bis zu kleinen Clubs und großartigen Veranstaltungen passiert hier schon Einiges. Aus meiner Sicht gibt es mir hier nur zu wenig Bedarf an wirklich
gutem Underground. Ich selber wollte schon immer viel lieber abgefahrener auflegen. Das heißt aber nicht, dass ich unzufrieden bin. Ich stoße nur öfter mal an die Grenzen, was ich gerne auflegen würde und was die Leute hören wollen. Das hat mich in den letzten 10 Jahren sehr geprägt. Wenn ich so an die letzten 10 Jahre denke hat es mir aber immer sehr gut gefallen. Habe ja so ziemlich in allen Clubs aufgelegt, die es gab. Aber am abgefahrensten waren dann doch die alten Zeiten im Rose Club und den Hanomag Hallen. War schon ne klasse Zeit.
02. Man kann Dich ja schon als einen der Altehrwürdigen in der hannoverschen Szene bezeichnen. Was fesselt Dich so an der Szene?
Na ja, was jeden DJ so fesselt. Man weiß nie was passieren wird. Gerade in der Technoszene. An einem Abend reißt du die Leute mit der Musik voll mit und die Party scheint nie aufzuhören. Wann anders läuft es mal nicht so toll. Und was ich auch klasse finde, das man immer wieder neue Platten kaufen muss, da die Musik so kurzlebig ist. Das bedeutet, dass sich dein komplettes Set innerhalb weniger Wochen komplett ändert. Wahnsinn !!! Super spannend alles?
03. Kannst du dich an deine ersten Schritte als DJ erinnern? Welche Unterstützung hast du damals bekommen?
JA ja, das war schon ein cooler Start. Ich war damals eigentlich ein Einzelkämpfer. Kein Schwein kannte mich. Habe zu Hause viele Mix-Tapes gemacht. Irgendwie machten die die Runde bis hin zu der damaligen Veranstalterin Sabine Graul. Die fand das so klasse was ich da fabrizierte. Da bucht Sie mich glatt zu meinem ersten großen Gig zu Carl Cox ?Fact II Tour 2? Man war ich aufgeregt. In der Großen Halle konnte ich mich dann voll austoben und habe sogar echt abgefahrenen Sound gespielt. Das war z.B die Platte von Johannes Heil ?Die Offenbahrung?. Jetzt kommt noch einer oben drauf. Als ich bei Crazy Tunes neue Scheiben anhörte und überall das riesen Plakat von der Party hing, war Timo Maas zufällig da. Er rief quer durch den Laden: ? Wer ist eigentlich Sascha Wallus? Und ich ging zu Ihm hin. Wir quatschten lange und raus kam, dass ich als Co DJ mit ihm durch die Clubs tourte.
So fing alles an?. Schönes Ding!
04. Die Spielarten von House und Techno werden immer vielfältiger, Schubladen werden erfunden, Begriffe geprägt, Namen gegeben und wieder für unbrauchbar befunden... Wie würdest Du einem Außenstehenden beschreiben, welchen Sound Du auflegst?
Hannover hat mich sehr geprägt. Ich habe schon meinen Stil aber bin auch sehr fassettenreich. Auf den Mix kommt es an. Wie du durch die Reihenfolge der Scheiben eine Stimmung erzeugst. Von House, Minimal bis Techo habe ich alles gespielt. Aber das hat sich mittlerweile auch gefestigt. Jetzt lege ich einen Sound auf, der mehr von unten kommt. Ein dicker runder Sound muss es sein, der ohne Ende grooved und in den Kopf geht. Wenn ich die Leute dann habe, spiele ich zur späteren Stunde auch sehr kopflastigen, treibenden Sound der mitreißt. Beim Mixen ist mir sehr wichtig, dass die Übergänge sehr lange gehen und durch die beiden Scheiben, die zusammen laufen dann teilweise eine richtig gute Stimmung entsteht und die Leute richtig abgehen.
05. Was war Dein abgefahrenstes Booking und warum? Was war das skurielste, was dir je bei einem Gig passiert ist? Gab es außergewöhnliche Momente oder gar etwas Peinliches?
Da ich schon viel rumgekommen bin, gibt es da so Einiges. Aber ich will einfach nur eine Sache erzählen, die mir sehr nahe gegangen ist und die ich einfach nicht vergessen kann. Bei einem Gig hatte ich die Leute voll im Griff und die Party war der Wahnsinn. Die Leute feierten was das Zeug hält. Der Höhenpunkt war, als ich eine Platte mit einen irre langen Break gespielt habe. Dieser Break hat die Leute so mitgerissen, das sich alle zu mir umdrehten, sogar die am Tresen konnten sich nicht mehr halten, alle Arme (wirklich alle) gingen in die Luft und sie schrien meinen Namen. Als dann die Bassdrum wieder einsetzte hat der Laden so gebebt, da alle in die Luft sprangen und so abfeierten, dass ich ne Gänsehaut bekam und kurz vorm heulen war. So bewegend war das.
06. Wie können wir uns Deine Studioarbeit vorstellen, hast Du ein ?Main Concept?, wenn Du etwas Neues anfängst oder ist es mehr ein intuitiver Prozess?
Es ist eine gute Mischung aus beidem. Klar hat man gewisse Vorstellungen und fängt mit einem Stil an. Zum Beispiel eine weiche Kick, schön groovig gesetzte Hihats usw. Aber was dann für Sounds entstehen, wenn man eine Linie einspielt und die dann noch durch ein paar Filter schickt, weiß man vorher nie. Wichtig ist, dass der Song funktioniert und man sich selber damit identifizieren kann.
07. Wie würdest Du einem Außenstehenden einen typischen Wallus-Track erklären, was macht ihn aus?
Was mir halt wichtig ist, ist, dass es sich ein wenig schräg anhören muss. Ich hasse Produktionen die zu statisch klingen. Da kann schon mal ein Sound etwas da neben kommen und dadurch klingen meine Produktionen schön schmutzig.
Meine Tracks müssen schön groovig sein und in den Kopf gehen.
08. Du arbeitest seit einiger Zeit eng und gut mit Ron Paul zusammen. Wie teilt sich Eure Arbeit auf, macht ihr alles zu gleichen Teilen zusammen oder gibt's "Zuständigkeiten"?
Wir brauchten eine Zeit lang eine Eingewöhnungsphase. Die Aufgaben waren anfangs so, dass ich gesagt habe, was ich will und Ron hat es umgesetzt. Mittlerweile mache ich die Tracks in meinem Home-Studio selber und Ron macht dann Feinarbeiten, wie das Klangbild durch analoge Mischung verbessern und die Setzweise mancher Spuren verfeinern. Jeder bringt dann noch Ideen und Verbesserungsvorschläge dazu. Im Studio wird dann der Track analog summiert und aufgenommen. So fahren wir ganz gut. Ich kann meine Vorstellungen an einem Track 1:1 umsetzen und Ron holt dann alles aus dem Track raus was möglich ist.
09. Man kann dich als ?DJ? Sascha Wallus erleben. In diesen Momenten sieht man dich als Jemanden, der wundervolle Gigs bestreitet und das Publikum begeistert, doch wie würde sich der uns bekannte DJ als Menschen beschreiben?
Ich bin schon anders als der Normalbürger. Mit meinen 34 Jahren bin ich sehr jung geblieben. Was an meinem Lebensstiel liegt. Ich bin nicht so der Karriere-Typ. Ich will natürlich was in meinem Leben schaffen, aber es muss nicht zwingend die dicke Kohle sein. Ich arbeite halbtags und dann geht?s an die Musik. Ich bin sehr ehrlich, ein wenig extrovertiert, locker und lebe mein Leben. Zu viel will ich hier aber auch nicht über mich verraten.
10. Auf was wirst Du dich in der Zukunft konzentrieren?
Auf die Produktionen. Ich will trotz meiner 34 Jahre noch durchstarten. Durch gute Produktionen wird man natürlich auch mehr als DJ gebucht. Im Moment bin ich viel im Studio. Ich habe jetzt über ein Jahr gebraucht um mich mit der Materie zu befassen und meinen eigenen Sound zu finden. Jetzt sind wir an einem Punkt, wo es richtig losgehen kann. Und darauf freu ich mich richtig. Nebenbei werde ich aber natürlich Hannover mit meinen DJ Sets beglücken.
Vielen Dank!
Wer Sascha einmal live erleben möchte, sollte sich folgende Dates im Kalender rot anstreichen:
07.11.2008 - Radio Tonkuhle / Hildesheim
08.11.2008 - Tonliebe / Hannover
22.11.2008 - Tonliebe / Hannover
29.11.2008 - Factory / Hannover (with Whignomy Brothers)
05.12.2008 - Faust / Hannover (with C-Rock, Sebastian Lutz...)
06.12.2008 - Tonliebe / Hannover
20.12.2008 - Tonliebe / Hannover
27.12.2008 - Digital Journey / Bremen
Eintrag vom: 03.12.2008