Time Warp 2009 ? Die Bilanz
Und wieder ist es vollbracht! Der Großevent ?Time Warp? in derMaimarkthalle bildete am Samstag, den 4.3.2009 den krönenden Abschluss
des ?Internationalen Festivals für Jetztmusik und Medienkunst?, das vom
28.3.2009 bis zum 4.4.2009 in Mannheim statt fand. 15.000 Fans feierten bis
in den Sonntag hinein.
Ausverkaufte Veranstaltungen, herausragende Performances und insgesamt 20.000
begeisterte Besucher sind das Ergebnis von acht Tagen ?Internationales Festival für
Jetztmusik und Medienkunst ? Time Warp?. Eine ganze Woche lang war Mannheim der
Dreh- und Angelpunkt der elektronischen Szene Europas. Wer noch ein freies
Hotelzimmer ergatterte, konnte sich tagsüber mit Festivalbesuchern aller Herren
Länder in den Cafés und Restaurants der Stadt die Zeit vertreiben. Allerorten traf man
auf die Liebhaber von Jetztmusik und Medienkunst. Abends wartete das international
renommierte Festival mit Lesungen und Theater, Konzerten, Filmen, Ballet,
Seminaren und Vorträgen auf, wo sich Protagonisten und Festivalteilnehmer
gemeinsam an den Darbietungen erfreuten. Als sich am Sonntag nach der großen
Abschlussveranstaltung die Tore des Maimarktgeländes schlossen, waren sich die
Veranstalter einig: ?Wir sind sehr zufrieden, besser hätte es wirklich nicht laufen
können!?
Am 28. März eröffnete Dr. Oliver Keutzer vom Lehrstuhl Filmwissenschaft der
Universität Mainz das Festival im Rahmen der im Reiss-Engelhorn-Museum
stattfindenden Ausstellung von Stefan Weidner ?Am Wasser gebaut?. Tobias Rapp las
aus seinem aktuellen Roman ?Lost and Sound? und gewährte den zahlreichen
Anwesenden faszinierende Einblicke in die schillernde Berliner Clubkultur und den
daraus resultierenden Wirtschaftszweig. Bei der darauf folgenden Opening-Party im
Mannheimer ?Das Zimmer? ließ die Chicagoer Legende DJ Pierre die Clubber auf den
Tischen tanzen. Seine persönliche Definition von House-Musik brachte das Publikum
nahezu an den Rand der Ekstase.
Am Sonntag, dem 29. März begrüßte Hans-Jürgen Topf die Time Warp Gäste im
Supper-Artclub ?Strümpfe?, der vor kurzem im Jungbusch eröffnete. Der Autor von
?Das rockige Waschbuch ? groupies, stars & dirty socks? wusch schon den Rolling
Stones die Garderobe und unterhielt mit Anekdoten vom Leben hinter der Bühne. Bei
Currywurst und leckeren Drinks ließen es sich die Zuhörer gut gehen. Später gab es
noch eine weitere Lesung in Mannheims Ausgehviertel. In der Indie-Kneipe ?Blau?
schilderte Jan Off mit Passagen aus seinem neuen Werk ?Unzucht? tiefe Einblicke in
eine triebhafte Beziehung. Ungekünstelt, direkt und substantiell faszinierte er die
Gäste mit seiner präzisen Wortwahl, seiner genauen Beobachtungsgabe und seiner
Fähigkeit, das Kopfkino mit aussagekräftigen Bildern zu füttern.
Der Montag stand ganz im Zeichen einer außergewöhnlichen Kooperation: Das
Nationaltheater Mannheim präsentierte mit dem Trio Goldbach, das aus den
Trompeter Siffling, dem Gitarrist Gunia und dem DJ C-Rock besteht, ein seltenes
Experiment. In ?The Lost Hour? improvisierten Tänzer, Musiker und Schauspieler
miteinander, und heraus kam eine expressive Performance, die die Zuschauer völlig in
ihren Bann schlug. Am gleichen Abend zeigte das Odeon-Kino den Dokumentarfilm
?Wild Combination: A Portrait of Arthur Russell?, dessen musikalisches Schaffen
zwischen Avantgarde, elektronischer Tanzmusik und Pop angesiedelt ist.
Einen der musikalischen Höhepunkte des Festivals konnte man am Dienstag erleben.
Cobblestone Jazz, vielgerühmtes Trio um Mastermind Mathew Jonson, vertonte mit
Sounddesigner Hrdvision in einer spektakulären Weltpremiere den Stummfilmklassiker
?Faust? von Friedrich Murnau aus dem Jahr 1926. Mit geradezu antiken Computern
und Synthesizern aus dem Analogzeitalter erschufen sie einen Soundtrack, der
Murnaus ausgeklügelte Kamera- und Tricktechnik nicht nur untermalte, sondern
emotional bereicherte. Die monumental-sakralen Klänge der Musiker ergänzten den
epochalen Film zu einem spannenden und dramatischen Kunstwerk der
Zeitgeschichte. Das Atlantis-Kino war bis auf den letzten Platz besetzt und nicht
enden wollender Applaus ehrte die Künstler und ihr anspruchsvolles Projekt
gebührend.
Mittwochs präsentierten sich im Rahmen des Festivals regionale Bands von Hip-Hop
über Rock bis hin zu Elektronik in der Alten Feuerwache Mannheim. Die Protagonisten
gaben alles und das Publikum war dementsprechend nicht mehr zu halten. Neben der
Gruppe ?Good Morning? konnten die Combos ?Fridge Buzz?, ?Abby?, ?Muso?, ?Popular
Damage? und ?Cutoff!Cutoff!? mit ihrem Sound begeistern. Das abschließende DJ-Set
der Chop Suey DJs bildete den perfekten Schlussakkord dieses energiegeladenen
Abends.
Der Donnerstag wartete mit einem Novum der Festivalwoche auf. Adolf Noise, vielen
besser bekannt unter dem Namen DJ Koze, gab im Mannheimer Planetarium ein
Kopfhörer-Konzert. Während sich das Auditorium in die gemütlichen Liegestühle des
Planetariums kuschelte und den Sternenhimmel betrachtete, war es mittels
Funkkopfhörer mit dem DJ verbunden. Liebevoll webte Adolf Noise Musik, Monologe
und Fernsehserien-Snippets zu einem intimen feinstofflichen Klanggebilde, live
begleitet von Egoexpress-Member Mense Reents, der mit Trompete, Bass und
Blockflöte das i-Tüpfelchen auf die dadaistischen Soundspielereien seines Kollegen
setzte. Auch hier war der Saal bis auf den letzten Platz gefüllt und die Zuschauer von
dem psychedelischem Ohrenkino restlos begeistert.
Zeitgleich las Sarah Kuttner in der Alten Feuerwache aus ihrem neuen Roman
?Mängelexemplar? vor ausverkauftem Haus und analysierte in ihrer gewohnt
scharfzüngigen Art die heutige Gesellschaft über Passagen aus dem Alltag einer
neurotischen Mittzwanzigerin. Beim anschließenden Talk zeigte sich Frau Kuttner
abermals von ihrer schlagfertigsten Seite. Am gleichen Abend konnte der geneigte
Cineast zudem den Film ?Speaking in Code? im Odeon-Kino sehen, der einen
intensiven Einblick in das Lebensgefühl und die Macher elektronischer Musik gab.
Am Freitag wurde es politisch. Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz lud zum
Fachkongress ?Forum kreative Stadt?. In der Aula der Universität fanden sich
zahlreiche Teilnehmer ein, um über die verschiedenen Werkzeuge und
Handlungsoptionen zu sprechen, die Kommunen und Kreativen im Hinblick auf ihre
musikalische Entwicklung zur Verfügung stehen. Es entstand ein überaus interessanter Dialog zwischen den Vertretern der einzelnen Gruppen, es wurden viele
Lösungspotentiale und Strategien aufgezeigt und die Besucher waren mit dem
Symposium sehr zufrieden. Zusätzlich startete in den frühen Abendstunden das Time
Warp ?lab? in den Räumlichkeiten der Popakademie Baden-Württemberg und des
Musikpark Mannheims. Hier wurde Interessierten ein abwechslungsreiches Angebot an
Workshops und Seminaren geboten, die sich alle um Themen wie DJing, Producing
und VJing drehten, aber auch betriebswirtschaftliche Aspekte des Business
behandelten. Auch am Samstag kamen die Menschen in Scharen hierher, um sich in
den ausgebuchten Veranstaltungen weiterzubilden und zu informieren.
Samstag um 19.30 fiel dann endlich der lang ersehnte Startschuss zur großen
Abschlussparty auf dem Mannheimer Maimarktgelände. Wie in den Jahren zuvor
trafen die ersten Busse mit Time Warp-Fans aus Italien, den Niederlanden,
Großbritannien und dem restlichen Europa bereits früh ein. Die Besucher wurden
abermals Zeugen eines gigantischen Events, dessen Bühnen und Lightshows sofort
jeden fesselten. Die Performances der einzelnen Künstler und Acts waren jede für sich
ein Hochgenuss für alle Sinne, die Stimmung war durchweg grandios. Es gab keinerlei
größere Zwischenfälle, die das Vergnügen der Tänzer hätten trüben können. So
manch einer tanzte sogar bis in die frühen Morgenstunden. Das Feedback war
durchweg positiv.
Robin Ebinger, Pressesprecher der Time Warp, fasst das Festival wie folgt zusammen:
?Unser Internationales Festival für Jetztmusik und Medienkunst hat sich nun bereits
im dritten Jahr zu einer Erfolgsgeschichte gewandelt. Darüber sind wir wirklich sehr
glücklich. Auch Dank der Unterstützung der Stadt Mannheim, insbesondere der
konstruktiven Zusammenarbeit mit dem Beauftragten für Musik und Popkultur
Sebastian Dresel konnte das Festival weiter an Bedeutung gewinnen. Und auch die
diesjährige Time Warp war ein Erfolg auf der ganzen Linie. Vielen Dank an dieser
Stelle an die vielen Besucher, die extra deswegen nach Mannheim gekommen sind.
Und natürlich gilt der Dank auch den Künstlern, die sich dieses Jahr in ihrer
Performance wieder einmal übertroffen haben. Die Time Warp bringt den Besuchern
und den Künstlern so viel Freude und das hat man deutlich gespürt. Auf der Tanzfläche aber auch hinter den Bühnen. Es gab wieder viele magische Momente,
über die es in der nächsten Zeit garantiert noch viel zu erzählen gibt. Auch das
friedliche Miteinander der Besucher aus so vielen verschiedenen Nationen begeistert
uns als Veranstalter immer wieder und bestätigt uns natürlich auch in unserer Arbeit.
Vielen Dank an die Besucher und an alle, die dabei geholfen haben dieses großartige
Treffen von Musikbegeisterten und Künstlern aus aller Welt zu realisieren.?
Dem bleibt nichts mehr hinzuzufügen. Jetzt heißt es Tage zählen bis zum nächsten
Jahr. Wir freuen uns jetzt schon auf das ?Internationale Festival für Jetztmusik und
Medienkunst? 2010 und können es kaum erwarten, wieder an der Realisation unserer
Träume zu arbeiten, um damit so viele Menschen glücklich zu machen!
Eintrag vom: 07.04.2009