FRAN-„Frantastic“
‚Are you ready for a journey into the mind of a girl who’s dedicated her heart to music?’, fragt Fran herausfordernd auf ‚May I Introduce Myself’, dem ersten Song ihrer heißerwarteten Solo-LP Frantastic. Großartig vorstellen muss man sie dem Kenner zeitgenössischer elektronischer Musik wohl kaum: die 33-jährige Psychologin ist für die verträumten House Kollaborationen mit ihrem Ehemann und renommierten Produzenten/ DJ Oliver Koletzki bekannt, mit dem sie Hits wie ‚Hypnotized’ und das erfolgreiche Lovestoned Album schrieb. Nun ist allerdings für die in Berlin, Bath und London aufgewachsene Gesangsautodidaktin die Zeit gekommen, ihr musikalisches Ich zu enthüllen und dem wilden Schaffensdrang freien Lauf zu lassen. So entstand Frantastic fernab der Majorlabel-Diktatur und in voller Selbstregie in Zusammenarbeit mit den Newcomer-Produzenten Oded K.dar (MiMi Müller-Westernhagen / Eddy Stevens – Moloko) und Martin Seyer (Krabbz Soundsystem). Das Resultat ist eine beeindruckend persönliche Reise durch die Seele einer intelligenten, emotionsgefüllten Songwriterin, die durch eine überraschend vielseitige akustische Kulisse von Pop, Electronica und Folk in Szene gesetzt wird.Der bereits erwähnte, enthusiastische Opener explodiert geradezu vor Farbe und Zuversicht. Hier schweben Frans Lyrics ätherisch über einen poppigen Electro-Beat und verkünden im Höhepunkt des Refrains ‚If you believe you can do anything!’ – ein do-it-yourself-Leitfaden mit leichtem Augenzwinkern, den Fran auf Frantastic gezielt verfolgt. ‚Sunglasses’ beginnt mit einem knackigen Downbeat über dem Frans betörende Stimme lyrisch die Spannung zwischen Anonymität und Preisgabe inmitten der Celebrity-Kultur betrachtet, angetrieben von einer energetischen Pianomelodie. Danach wendet sich Frantastic mit ‚Since You’ve Been Gone’ in eine organischere Richtung. Jazzige Soulrhythmen sorgen für eine Ausgelassenheit, die mit dem Aretha Franklin inspirierten Trennungsszenario im Gegensatz steht. Der Refrain offenbart dann den Moment der Realisation, in dem die Erzählerin ihre Kraft und Unabhängigkeit beweist: ‚Since you’be been gone I’ve been hearing my soul’.
Ungezügelte 8-Bit Bleeps und durchbohrende Synthies läuten daraufhin die fantastisch federnden Beats von ‚Arcade Love’ ein, der sich um ein allseits bekanntes Phänomen dreht: man betritt einen Raum voller Menschen und plötzlich blickt man tief in die Augen eines vollkommen Fremden. Der elektrisierende Moment erscheint magisch wie eine mit Verlangen geladene Ewigkeit... bis er plötzlich wieder verfließt. Auf ‚Frantastic’, dem Titel Song des Albums, zeigt Fran danach eine komplett neue künstlerische Facette – ihre oft lieblich feminine Stimme weicht einem toughen, entschiedenen Sprechgesang, der Frans Lebenseinstellung auf den Punkt bringt: ‚ So I’ll keep rollin’ and creating ‘til the day that I drop and it’s the only thing I know that makes me high and makes me pop’. Die schrofferen Töne fließen direkt in den weich pulsierenden Beat des wundervoll runden ‚Zen Dance’, auf dem die zuckersüße Fran den Hörer geradezu hypnotisiert, während sie gleichzeitig den meist unbekümmert zelebrierten Hedonismus der Freierkultur in Frage stellt. Musikalisch führt ‚The Spell’ die romantische Paarung von Piano und deepen Rhythmen fort, erzählt jedoch von dem erleichternden Moment, in dem man endlich über eine ehemalige Beziehung hinwegkommt. Während das humorvolle Gospel-Gerüst Frans Verkündung ‚I broke the spell you put on me’ gekonnt untermalt, betont das schnellere Tempo und bemerkenswerte Cello-Arrangement von ‚Down’ die bekräftigende Aussage im Kern des nächsten Songs: zieh mich nicht runter, denn ich werde meinen eigenen Weg gehen!
Mit dem besonders persönlichen ‚Psychoanalysis’ wird es wieder etwas langsamer. Mystische Synths und verzerrte Gitarren ziehen sich über minimalistische Drums, und bieten Fran die perfekte Basis zur Dekonstruktion der mentalen Schichten ihres Patienten. Danach folgt die Ballade ‚Ocean of You’, die, dank herrlich entspannter Vocals und der ozeanischen Thematik, einen scharfen Kontrast zu dem kühlen, fast paranoiden ‚Cheesecake Mountain’ bietet. Hier, wo schrille Worte der Warnung über eine unheimliche Klanglandschaft teils organischer Percussion, teils labiler Electronica, fliegen, zeigt Fran ihre wahrscheinlich bedrohlichste Seite. ‚Scratch a Goodbye’ entpuppt sich daraufhin als perfekt platziert und dient als letzter Brief an einen Liebhaber vor dem unausweichlichen Abschied. Auf dem herzzerreißend intimen Finale ‚Summer’ erinnern die Kanon-artigen Vocals an einen bezaubernden Vogelgesang und die unaufhaltsamen Liebesgefühle des Sommers. Aufgenommen wurde der Song mit einer Ukulele und einer Spielzeug Drum Machine auf dem heimischen Balkon und fasst so Frantastic vielleicht am besten zusammen: hier handelt es sich um eine umwerfend authentische Vision, die vor Vielseitigkeit übersprudelt und mit „Frantastic Live“ bald im Rahmen einer multimedialen Show verwirklicht wird, bei der Fran noch tiefer ins musikalische Herz blicken lässt. Wir sind uns also sicher, Frans musikalischer Tatendrang ist noch lange nicht erschöpft.
FRAN
„Frantastic“ (Album)
VÖ: 02.11.2012
Label: Stil vor Talent
Tracklist:
01. May I Introduce Myself (Original Mix)
02. Sunglasses (Original Mix)
03. Since YouÂ’ve Been Gone (Original Mix)
04. Arcade Love (Original Mix)
05. Frantastic (Original Mix)
06. Zen Dance (Original Mix)
07. The Spell (Original Mix)
08. Down (Original Mix)
09. Psychoanalysis (Original Mix)
10. Ocean of You (Original Mix)
11. Cheesecake Mountain (Original Mix)
12. Scratch a Goodbye (Original Mix)
13. Summer (Recorded on my Balcony) (Original Mix)