Shining Festival : Die Ausweitung der Kunstzone (22. und 23 Juni)

Shining ist das erste Festival für neue Medienkunst und VJing ? eine internationale Avantgarde wird hier zeigen, wie Kunst und Musik interagieren können

Lange Zeit über galt der VJ, der Videojockey, als bloßer Dienstleister für den DJ. Dieser war der eigentliche Meister der Nacht, der VJ hatte bloß dessen Arbeit zu illustrieren. Eine radikale Verkennung der Dinge. Das Shining-Festival, das am 22. und 23. Juni in Felden am Chiemsee stattfindet, wird zeigen, dass der visuelle Aspekt genau so wichtig für das Gelingen einer Party sein kann wie der musikalische. Den Besuchern wird ein völlig neues, synästhetisches Musikerlebnis geboten: an die 70 Video- und Medien- und Installations-Künstler werden Räume und Außenflächen des Festivals mit ihren Arbeiten bespielen. Die Gäste bewegen sich in einem komplexen und organischen Kunstwerk ? das in stetiger Interaktion mit der Musik steht. Party und Kunst kommen so zusammen: noch nie war eine Party kunstvoller gestaltet ? und noch nie war Kunst so tanzbar.
Dieses Mammutprojekt ist nur möglich, weil einer der drei Veranstalter, der Münchener Club Harry Klein, seit Jahren Pionierarbeit in Sachen neue Medienkunst und VJing geleistet hat. Das Harry Klein war einer der ersten Clubs, der Visuals zum essenziellen Bestandteil der Nacht erklärte. Fast alle Wände fungieren hier als Projektionsfläche, die Tänzer sind umgeben von Bildern. Hier kann man erleben, wie Musik und Kunst kommunizieren: die Musiker reagieren auf die Bilder genauso wie die Künstler auf die Musik. Alle VJs, die in der internationalen Szene einen Namen haben, sind regelmäßig im Harry Klein zu Gast. Und nun auch beim Shining-Festival.
eye|con aus Wien ist die größte und wichtigste VJ-Agentur in Europa und bemüht sich ständig um Innovation in dieser Kunstrichtung. Das VJ-Konglomerat vertritt das Konzept der kurzen Sets: wie die Musik mit jedem DJ wechselt, so soll sich auch die visuelle Atmosphäre regelmäßig verändern. Ein VJ pro DJ, das ist die Philosophie von eye|con. Die Stile und Arbeitsweisen der einzelnen Künstler sind so verschieden wie diese selbst. Das VJ-Team OchoReSotto etwa verwendet verschiedene Laufbilder, Super8- und Digitalprojektionen, um daraus eine lebendige Collage zu erstellen. Das Kollektiv Pixkompressor hingegen arbeitet hauptsächlich mit bewegten Textmontagen und Flash-Animationen. Die VJ-Crew 4youreyes ist schon seit den frühen 90er Jahrenn in Szene aktiv und erlebte die Genese der elektronischen Musik. 4youreyes arbeitet grundsätzlich live, produziert in Echtzeit und versucht so, eine größtmögliche Verschmelzung von Bild und Ton. Das Stilmittel des Duos Licherloh schließlich ist der harte Cut ? auf diese Weise wird ein visueller Kontrapunkt zur Musik gesetzt. Eine Besonderheit aller eye|con-Künstler ist, dass sie mit einem Video Moving System, mit bewegten Projektionen arbeiten. Mittels Spiegeltechnik können die Videobeamer die Bilder durch den Raum gleiten lassen. Die Grenze zwischen Video- und Lichteffekt ist so fließend. Die zum Teil realistischen Bilder werden durch diese Dynamik dekonstruiert und in einen neuen, abstrakten Kontext gestellt.
Das Shining-Festival vereinigt mit diesem umfassenden Programm ein weites Spektrum der unterschiedlichsten Kunstarten ? klassisches VJing, Licht- und Projektionskunst, Installation und Street Art. So unterschiedlich die Ansätze auch sein mögen, eine große Gemeinsamkeit haben sie doch: sie sprechen ein junges Publikum an und funktionieren auch jenseits des, von vielen Leuten als steif und verschlossen wahrgenommenen Kunstbetriebs. Shining ist die Ausweitung der Kunstzone. Und wenn auf diese Weise der ein oder andere Partygänger, der bisher nicht viel mit Kunst am Hut hatte, mit modernen Werken konfrontiert wird, dann ist das durchaus im Sinne der Festival-Betreiber.


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